Nachdem wir den Großstadttrubel in Paris hinter uns gelassen haben, machten wir uns auf zu unserem Ziel, dem so ziemlich krassesten Gegenteil von Paris: Meer, ländliche Idylle und kleine, malerische Dörfer. Gemeint ist die Île d’Oléron, eine Insel an der französischen Atlantikküste, nahe der Stadt La Rochelle. Sie ist flächenmäßig betrachtet fast doppelt so groß wie die Insel Sylt und ähnlich wie die Insel Fehmarn durch eine Brücke mit dem Festland verbunden.
Doch jetzt mal wirklich: Was wollen wir um diese Jahreszeit auf der Île d’Oléron, wo die meisten Campingplätze gerade einmal aus dem Winterschlaf erwachen und so gut wie keine Touristen in den zahlreichen kleinen Cafés und Restaurants der Hafenpromenaden zu sehen sind? Eigentlich habe ich die Frage mit dem letzten Satz schon beantwortet. Genau das ist es, was einen Besuch auf der Île d’Oléron um diese Jahreszeit lohnenswert macht. Denn blickt man ein paar Monate voraus, dann wenn in Frankreich die Sommerferien beginnen, wird die Insel von Städtern aus Paris, Lyon und Co. geradezu überlaufen. Ein absolutes „No go“ für Individualreisende.
Gastfreundschaft groß geschrieben – die Ankunft auf dem Campingplatz
Wir waren daher mehr als zufrieden, als wir auf unserem kleinen, aber gemütlichen Campingplatz westlich der Ortschaft St. Georges d’Oléron ankamen. Die Betreiber, ein älteres Ehepaar war sichtlich beschäftigt damit, den gerade erst vor drei Tagen reaktivierten Campingplatz startklar für die Saison zu machen. Zunächst erkundigten wir uns an der Rezeption auf Englisch, ob ein Platz für unser Zelt verfügbar wäre. Die Antwort auf die Frage fiel nicht nur sehr freundlich aus, sondern erfolgte sogar auf akzentfreiem Deutsch – sehen wir wirklich so touristisch aus oder haben sie das am Kennzeichen gesehen? Man weiß es nicht …
Der Campingplatz zumindest, war noch so leer, dass wir uns einfach eine Parzelle aussuchen konnten. Neben uns trafen wir lediglich eine Hand voll anderer Camper an. Nachdem das Zelt dann gut geschützt unter knorrigen Bäumen und blühenden Hecken aufgestellt war, konnten wir es gar nicht erwarten, endlich das Meer zu sehen! Wir machten uns also auf, über einen kleinen, sandigen Pfad, der durch einen dichten Pinienwald führte und erreichten schon nach wenigen hundert Metern die fast weißen Dünen.
Da es bereits dämmerte hatten wir Glück und konnten uns direkt den Sonnenuntergang anschauen – und dieser konnte sich wirklich sehen lassen! Es war einfach wunderbar mit anzuschauen, wie die blutrote Sonne langsam aber beständig über dem kristallklaren Wasser und dem schneeweißen Sand verschwand. Die erste Nacht auf der Insel war dann zumindest akustisch ziemlich ungewohnt. Hier hörte man nicht wie in Paris, Autolärm, Eisenbahn und Flugzeuge, sondern Kuckuck, Uhu und Frösche – definitiv der bessere Sound zum Einschlafen.
Mit dem Fahrrad auf Erkundungstour
Der nächste Tag begann sportlich, wir hatten uns mal wieder einiges vorgenommen. Bereits am Vortag ist uns natürlich nicht entgangen, dass der kleine Campingplatz auch über einen Fahrradverleih verfügt. Klasse, dachten wir uns. So müssen wir die Insel nicht mit dem Auto erkunden, sondern können sie ganz entspannt „erradeln“. Also nicht lang gefackelt und schon saßen wir auf unseren modernen und gut gepflegten Mieträdern. Der ältere Herr auf dem Campingplatz empfahl uns noch eine Radkarte mitzunehmen – aus Papier. Wozu, wenn man Google Maps hat, dachten wir uns? Doch so schlecht war das Angebot gar nicht wie sich herausstellte. Denn es war ganz schön beschwerlich bei den kleinen kurvigen Radwegen den Überblick zu behalten.
Phare de Chassiron: der Charme alter Leuchttürme
Nachdem wir uns einige Zeit auf Abwegen bewegten, gelang es uns dann irgendwann wieder auf die richtige Route zu finden. Diese soll uns zum Leuchtturm “Phare de Chassiron” an der Nordspitze der Insel führen. Er wurde 1836 erbaut und sticht aus der Masse anderer Leuchtfeuer durch seine charakteristischen schwarzen, statt roten Streifen heraus. Mit einer Höhe von 43 Metern ist er außerdem das höchste Bauwerk der Insel.
Der Weg dorthin führte uns an schmalen Grachten vorbei, durch Sümpfe und durch Pinienwälder. Auch an der Hafenpromenade von Saint Denis d’Oléron kamen wir vorbei. Zu dieser Jahreszeit sah man lediglich ein paar Einheimische in den kleinen Cafés und Restaurants am Wegesrand sitzen. Eine Gruppe Kinder spielte Fußball. Da der Radweg immer wieder an schier endlosen weißen Sandstränden vorbeiführte, konnten wir auch hier wieder den Auslöser unser Kamera zum Glühen bringen.
Alles im allen ein Highlight, welches natürlich seinen ganz eigenen Charme hat und anders als der Trubel in der Metropole Paris zu betrachten ist. Den letzten Abend ließen wir dann wieder am Strand ausklingen. Natürlich stilecht mit französischem Rotwein.
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