Mal Hand aufs Herz: Wer von euch hat schon einmal etwas von Vigo gehört, geschweige denn überlegt dort hinzufahren? Nur die wenigsten werden dies wohl von sich behaupten können. Denn außer durch den in Deutschland als „Celta Vigo“ bekannten Fußballverein, macht die fast 300.000 Einwohner Stadt an der Küste der Provinz Galizien in Deutschland kaum von sich Reden – wie ich finde, zu Unrecht. Denn Vigo hat weit mehr zu bieten als erstklassigen spanischen Fußball. Im Folgenden erfahrt ihr, warum sich Vigo nicht nur für einen City-Trip, sondern auch für einen längeren Spanien-Urlaub eignet.
Vigo als Ziel, Kastilien als Zwischenstopp
Doch eins nach dem anderen. Noch befinden wir uns abfahrbereit auf unserem Campingplatz in San Sebastian und es ist nicht geplant Vigo am heutigen Tage zu erreichen, was den insgesamt 760 Kilometern Fahrtstrecke zwischen den beiden Orten geschuldet ist. Wir mussten also einen Stopp im Nirgendwo einplanen. Genauer gesagt in der Provinz Kastilien und León, noch nicht ahnend, auf was wir uns da eingelassen haben.
Das eigentliche Ziel war es, dort zwei Nächte zu verbringen, doch der Campingplatz Reino de León, welchen wir uns im Vorfeld herausgesucht hatten, war leider geschlossen. Nun standen wir also ohne Handyempfang, gegen 18 Uhr mitten in der Pampa und wussten nicht, wo wir die Nacht verbringen konnten – soweit, so unschön. Als wir im nächstgelegenen Ort dann wieder etwas Handyempfang hatten, brachte uns das leider auch nicht wirklich weiter. Denn in unserem Umkreis wusste Google Maps nicht gerade über viele Campingplätze Bescheid. Unsere Rettung war dann schließlich eine kleine Wiese, die als „Free Camping“ beworben war und sich im Ort Rabanal del Camino befindet.
Erst später dämmerte uns dann, dass das wohl der Jakobsweg sein musste, der sich dort neben der Wiese vorbeischlängelt. Obwohl wir die einzigen auf dem Platz waren, war der Empfang sehr herzlich. Eine ältere, alternativ gekleidete Dame erklärte uns in ihrem Goa-Festival-mäßig eingerichtetem Dorfladen, der als Rezeption fungierte, wo wir unser Zelt aufbauen konnten. Es roch nach Räucherstäbchen und Chai-Tee.
Auch „sanitäre Einrichtungen” waren vorhanden. In einem Bretterverschlag am Rande des Platzes gab es eine Toilette und eine Dusche. Man musste allerdings mit einem Eimer schon selbst Hand anlegen, denn fließend Wasser suchte man vergeblich. Das störte uns allerdings wenig, denn wir waren einfach heilfroh endlich eine Schlafgelegenheit gefunden zu haben! Auch, als uns das Wetter am Abend wieder einmal einen Strich durch die Rechnung machte, blieben wir locker. Morgen sollte es ja schließlich schon weiter gehen.
Aufstehen und weiter geht’s! Der Jakobsweg war um 09:00 Uhr morgens noch in einen tiefen Nebel gehüllt, trotzdem begegneten uns auf unser Fahrt über die etwas renovierungsbedürftige Straßen quer durch Kastilien einige Wanderer. Es hatte sogar etwas leicht Mystisches, durch die tiefen Nebelschwaden zu fahren, die die Berge links und rechts des Jakobswegs verhüllten. Irgendwann erreichten wir dann auch tatsächlich unser Ziel: Vigo!
Endlich am Ziel!
Der Campingplatz, den wir uns diesmal herausgesucht hatten, befindet sich im Nachbarort Canido und ist direkt an ein gemütliches Restaurant angeschlossen, wie sich herausstellte. Das Meer ist nur einen Steinwurf entfernt, einmal über die Straße, die das Restaurant vom Strand trennt und man ist dort. Auch der Check-In war dann im wahrsten Sinne des Wortes etwas Spanisch: Sehr herzlich und offen, allerdings kamen wir mit Englisch nicht weit. Mein Schul-Spanisch musste wieder einmal zum Einsatz kommen. Und siehe da: Es ging irgendwie. Den Abend ließen wir dann im Restaurant bei einem kühlen „Estrella Galicia“ und spanischen Spezialitäten ausklingen. Die Gambas in Aioli wurden traditionell in einem sehr heißen Tongefäß gereicht. Nebenbei: Die besten, die ich bisher gegessen habe!
Am nächsten Morgen machten wir uns auf nach Vigo, gespannt was uns wohl erwartet – Und wir wurden nicht enttäuscht! Die Stadt verfügt wirklich über einen sehr schönen und verhältnismäßig großen Hafen, der durch seinen nordspanischen maritimem Flair überzeugen kann. Auch Kreuzfahrtschiffe können hier anlegen. Die Altstadt, die sich direkt hinter dem Hafen verbirgt, verfügt über eine schöne Kirche und einen großen Platz und ist wirklich sehr sauber. Von dort aus machten wir uns auf, zum Castelo do Castro, welches sich auf Vigos hauseigenem Berg befindet. Nicht nur die Festungsruine an sich ist interessant, sondern natürlich auch der Ausblick, der sich von hier aus über die Stadt und die Bucht, in der sich Vigo befindet, bietet.
Doch ein Einheimischer, den wir auf dem Campingplatz kennenlernten verriet uns: Es geht noch besser. Da sich rund um Vigo sehr hohe Berge befinden, gibt es natürlich auch etliche Möglichkeiten sich einen guten Überblick über die Stadt zu verschaffen. Vom Mirador de Maxi Grande aus zum Beispiel. Dieser Berggipfel ist touristisch kaum erschlossen. Nur eine kleine Straße, die auf einen schmalen Wanderpfad mündet, führt herauf. Oben angekommen lohnt sich der Ausblick allerdings umso mehr! Da hier sehr viele, sehr große Steine kreuz und quer herumliegen, kann man als schwindelfreie Person einzigartige Bilder mit dem Panorama von Vigo und seiner Bucht machen.
Für wen Sightseeing und Wandern allerdings nichts ist, dem kann ich den Strand Praia do Vao in Vigos Nachbarort Canido nur wärmstens empfehlen. Ein schöner großer Sandstrand mit Blick auf die Bucht und eine kleine vorgelagerte Insel. Bei gutem Wetter lassen sich hier abends außerdem die schönsten Sonnenuntergänge bewundern.
Wenn wir zum Ende hin also mal ein Fazit ziehen, dann bietet Vigo eigentlich all das, was eine gute Urlaubsdestination braucht. Die Stadt ist ein Geheimtipp im Sonne verwöhnten Spanien, hat eine angenehme Größe, ist nicht überlaufen, bietet mit Strand, Sightseeing und Natur viel Abwechslung und verfügt dazu sogar noch über einen internationalen Flughafen ganz in der Nähe – was will man mehr?
Leave a reply